Dezember 2007: Es gibt ein neues Ludwig-Märchen: das vom Weggang und von der glücklichen Rückkehr eines Bildes. In der neuen Sonderausstellung „Friedrich Ludwig – Exil in Ams terdam 1937″ im Ludwig-Museum hängt seit vergangenem Freitag wieder das wunderschöne Gemälde „Sitzende(r)“, ein Hauptwerk im Museumsbestand.

Der Kunstkurator der Ludwig-Sammlung, Sigurd Marien, hat das Porträt, das nach neuesten Vermutungen den berühmten Maler Max Beckmann darstellen könnte und vor zwei Jahren in einem Auktionshaus versteigert wurde, von einem privaten Sammler zurückgekauft. Zur großen Freude von Hans Viardot von der Initiative Kunst und Kultur Kleines Wiesental (KUK) hängt es jetzt wieder an seinem Platz im Museum -ein Prunkstück, neu gerahmt mit Passepartout und einem üppigen Goldrahmen.. 

Das Bild ist der Blickfang im so genannten „Beckmann-Raum“, ein Raum, der nach dem großen Expressionisten benannt wurde, weil die Ausstellungsmacher zeitliche, räumliche und stilistische Parallelen in der Biografie und im Werk beider Künstler entdeckt haben. „Sie müssen sich über den Weg gelaufen sein“, ist sich Marien sicher. 

Im so genannten „Beckmann-Raum“ versucht die Schau Verbindungen zwischen Ludwig und dem berühmten Maler Max Beckmann aufzuzeigen. Sammler Sigurd Marien hat die Lebensstationen, Bilder und Sujets der beiden Maler verglichen, fand erstaunliche Parallelen und Ähnlichkeiten und kommt zu dem Schluss, dass sie sich wohl gekannt haben. Ihre Wege könnten sich gekreuzt haben, sei es in den 20er-Jahren an der Städel-Kunstakademie in Frankfurt, wo Ludwig studierte und Beckmann Lehrer war, oder in Paris und Amsterdam, wo sich Ludwig und Beckmann nach Mariens Spurensuche zeitgleich aufhielten. 

Zum einen gibt es Berührungspunkte in den späten 20er Jahren an der Städel-Kunstakademie in Frankfurt, wo Beckmann unterrichtete und Friedrich studierte, zum anderen in Paris und im Amsterdamer Exil. Dieser Zeit sind zwei neu gestaltete Räume mit vielen schönen Amsterdamer Hafen-Impressionen und Pariser Szenen gewidmet. 

Zwischen Beckmann und Friedrich gibt es auch überraschende und verblüffende Ähnlichkeiten in den malerischen Sujets, worauf Marien in seinem Vortrag bei der Eröffnung in der Wiesleter Dorfkirche einging. So erhält das bisher als „Die rote Kappe“ bezeichnete Bild von 1928 eine neue Zuschreibung: Es soll Beckmanns zweite Frau Quappi darstellen. Ob es noch mehr Indizien für eine Bekanntschaft der beiden Maler gibt, ist schwer zu sagen, zumal Beckmanns Tagebücher verbrannten und aus dem Ludwig-Nachlass nichts an Briefen und Schriftwechseln existiert. 

Zum Glück gibt es noch einen der letzten Zeitzeugen, Altratschreiber Hans Meier aus Weitenau, der als Kind Ludwig und dessen erste Frau kannte. Meier erinnert sich noch gut an seinen Großonkel Fritz, der ihn als 17-Jährigen gezeichnet hat, und konnte einiges über ihn erzählen. Er sei immer stolz gewesen, in der Verwandtschaft einen Kunstmaler zu haben. 

Die Ausstellung dauert bis 30. März 2008, geöffnet immer sonntags 14 – 17 Uhr. 

Badische Zeitung vom 10. 12. 2007 / Autorin & Foto: Roswitha Frey