Das Bild ist der Blickfang im so genannten „Beckmann-Raum“, ein Raum, der nach dem großen Expressionisten benannt wurde, weil die Ausstellungsmacher zeitliche, räumliche und stilistische Parallelen in der Biografie und im Werk beider Künstler entdeckt haben. „Sie müssen sich über den Weg gelaufen sein“, ist sich Marien sicher.
Zum einen gibt es Berührungspunkte in den späten 20er Jahren an der Städel-Kunstakademie in Frankfurt, wo Beckmann unterrichtete und Friedrich studierte, zum anderen in Paris und im Amsterdamer Exil. Dieser Zeit sind zwei neu gestaltete Räume mit vielen schönen Amsterdamer Hafen-Impressionen und Pariser Szenen gewidmet.
Zwischen Beckmann und Friedrich gibt es auch überraschende und verblüffende Ähnlichkeiten in den malerischen Sujets, worauf Marien in seinem Vortrag bei der Eröffnung in der Wiesleter Dorfkirche einging. So erhält das bisher als „Die rote Kappe“ bezeichnete Bild von 1928 eine neue Zuschreibung: Es soll Beckmanns zweite Frau Quappi darstellen. Ob es noch mehr Indizien für eine Bekanntschaft der beiden Maler gibt, ist schwer zu sagen, zumal Beckmanns Tagebücher verbrannten und aus dem Ludwig-Nachlass nichts an Briefen und Schriftwechseln existiert.
Zum Glück gibt es noch einen der letzten Zeitzeugen, Altratschreiber Hans Meier aus Weitenau, der als Kind Ludwig und dessen erste Frau kannte. Meier erinnert sich noch gut an seinen Großonkel Fritz, der ihn als 17-Jährigen gezeichnet hat, und konnte einiges über ihn erzählen. Er sei immer stolz gewesen, in der Verwandtschaft einen Kunstmaler zu haben.
Seit der Wiederentdeckung Friedrichs ist also viel passiert, so Hans Viardot in seinem Rückblick auf zehn Jahre Friedrich-Ludwig-Rezeptionsgeschichte. Nachdem die KUK das „Findelkind gut behütet und aufgezogen hat“, wird es immer bekannter. Inzwischen hat der Kunstmarkt Ludwig entdeckt und die Preise steigen. Die Bilder des lange vergessenen Expressionisten aus dem Kleinen Wiesental sind bei Auktionen gefragt: yor kurzem wurden vier bei Ebay versteigert. Viardot hofft jetzt auf den großen internationaen Durchbrach. Die Zeichen stehen gut, denn wie Hansjürg Baumgartner von der Grund- und Hauptschule Hausen – sie erstellte die Homepage des Museums – berichtete, wird die Internetseite immer stärker beachtet und über 1000 Mal im Monat angeklickt.
Die Ausstellung ist noch bis zum 30. März 2008 im Ludwig-Museum, jeweils Sonntags von 14 bis 17 Uhr, zu sehen.
Markgräfler Tagblatt / Bericht und Foto: Jürgen Scharf